Interview mit dem "Syndikat"

(das ist der Zusammenschluss von vielen deutschsprachigen KrimiautorInnen, dem ich natürlich angehöre ...)

Wie recherchierst du für deine Krimis?

Meine Krimis handeln ja immer wieder von Themen, die etwas mit unserem Leben, mit unserer Gesellschaft zu tun haben.  Ich habe lange als Journalistin gearbeitet, das hilft, wenn es darum geht, an Informationen zu kommen. Und: Ich frage nie nur die sogenannten „wichtigen“ Personen, die immer gefragt werden, sondern ich rede mit denen in ihrem Umfeld und mit den direkt Betroffenen. Fakten lassen sich auch übers Internet rausfinden, aber um sie einzuordnen und ein Gefühl für ein Thema und für Entwicklungen zu bekommen, dazu brauche ich das Gespräch mit Menschen und dazu muss ich die Schauplätze kennen und erlebt haben. Meine ausführlichste Recherche war wohl die für „Ausgekocht“: Für meinen Gastronomie-Krimi hab ich einige Monate in einem Haubenlokal eines Freundes mitgekocht – und es hat mich so fasziniert, dass ich anschließend die Kochprüfung gemacht hab und noch immer, wenn es sich ausgeht, bei ihm mitkoche …

Tja, und diese Fragen beantworte ich am Flughafen von Köln – wir fliegen nach Sardinien: Dort spielt nämlich ein Teil meines Krimis „Männerfallen“ …

Wieviel schreibst du durchschnittlich pro Tag? Hast du einen festen Stundenplan oder gehst du nach Intuition vor?

Bevor ich die erste Fassung schreibe, hab ich bereits einige Monate recherchiert und einen Handlungsfaden gebastelt, in dem Kapitel für Kapitel skizziert wird. Dann ist es Sommer (ich brauche eine gewissen „Betriebstemperatur“!) und ich setze mich in den Garten an den Laptop und dann  … ich habe mit mir vereinbart, dass ich von spätestens elf am Vormittag bis zumindest sechs am Nachmittag dabeibleiben muss. Wenn mir viel einfällt, schreibe ich viel, wenn mir wenig einfällt, dann weniger. Aber davonrennen ist jedenfalls verboten!!

Was war deine ungewöhnlichste Lesung?

Das war wohl eine Lesung an der Universität in Hanoi. Ich war eingeladen, um vor den Universitätslehrerinnen (Mann war keiner dabei!) des riesengroßen Deutsch-Instituts (es gibt gegen 1000 Studierende dort) aus meinen Krimis zu lesen und zu erzählen. Das war schon exotisch genug. Viele von ihnen haben in Deutschland studiert, also haben sie mich verstanden und mir auch interessiert zugehört. Aber richtig lebendig sind sie geworden, als es um die österreichische Küche und die Unterschiede zur vietnamesischen ging … Die Veranstalterin konnte sie von diesem Thema gar nicht mehr wegkriegen. Danach gab es eine – fast – europäische Weihnachtsfeier für alle. Mit Weißwein, den wir aus dem Weinviertel extra hingeschickt haben und der dann warm aus großen Plastikbechern getrunken wurde (der Rektor ist nach dem dritten Becher vor Begeisterung gehüpft), Würstchen, die mit Stäbchen gegessen wurden und einem vietnamesischen Santa Claus ….

Welchen ultimativen Tipp kannst du deinen Kolleginnen und Kollegen für eine erfolgreiche Lesung mitgeben?

Versucht nicht „bloß“ zu lesen, sondern auch übers Schreiben, über eure Figuren, über eure Zugänge zu erzählen! Dadurch entsteht automatisch ein besserer Kontakt und das macht dann auch die klassische Lesung lockerer.

Beim Lesen Fehler zu machen, ist kein großes Problem. Viel wichtiger ist es, spannend zu lesen. Denkt daran: Wie würdet ihr lesen, wenn euch gegenüber jemand sitzt, der euer Buch echt spitze finden soll …

Und: Genießt es, auf der Bühne zu sein! Immerhin sind wir bei Lesungen in der glücklichen Lage, dass die Menschen kommen, weil sie uns und unsere Bücher mögen.